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(Stand: 16.03.2017)
» Koller, Salzmann «
Die Geschichte eines Kindes im Krieg.
Sehr geehrter Herr Fitzner
Zufällig habe ich Ihre Dokumentation über Bredow im Internet entdeckt.
Meine Mutter, Frieda, geboren am 25.11.1925 in Bredow, Tochter von Johannes und Anna Koller-Salzmann, hat uns von einer polnischen Zwangsarbeiterin in Bredwo
erzählt, die ein Kind (das müsste 1943 gewesen sein) eines französischen Zwangsarbeiters zur Welt gebracht hat. Meine Grossmutter Anna habe sich
tagsüber jeweils um den Säugling gekümmert. Auf Wunsch meiner Grossmutter soll das Kind den Namen Hans erhalten haben (halte ich für möglich,
weil es leider zum Selbstverständnis meiner Grosseltern gepasst hätte, ein polnisch/französisches Kind Hans zu nennen!). Bei der Mutter wird es sich um die
umgekommene Zwangsarbeiterin handeln, die Sie auf ihrer Seite erwähnen.
Bei einem Bombenangriff wurde das Haus meiner Grosseltern beschädigt, dem Kind, welches in einem Wäschekorb schlief, soll aber, umgeben von tausenden von
Glasplittern, kein Haar gekrümmt worden sein.
Ist in Bredow etwas über das spätere Schicksal dieses Kindes bekannt?
Meine Mutter und Grosseltern mussten/wollten Bredow anfangs 1944 verlassen und sind in die Schweiz zurückgekehrt. Meine Mutter ist 2004 verstorben und ich glaube
nicht, dass sie je erfahren hat, dass die polnische Mutter von "Hans" umgekommen ist und sie hat auch nicht gewusst, was aus dem Säugling geworden ist.
Ist eigentlich eigenartig, da ihre beiden Freundinnen, Gerda Schumann (erst später aus Bredwo geflüchtet) und Gerda Weber-Grünefeld (hat bis 2009 in Bredow
gewohnt) etwas hätten wissen können. Leider kann ich sie nicht mehr fragen, beide sind inzwischen verstorben.
Wie auch immer - weil die Wurzeln meiner Mutter immer in Bredwo geblieben sind und vielleicht auch weil meine Frau aus Polen kommt -würde es mich freuen, wenn ich
etwas über das Schicksal dieses polnischen Kindes erfahren könnte.
Freundliche Grüsse
Hanspeter Meier
Schweiz
Meine Recherchen
Ich habe mich heute mit dem Bruder von Gerda Weber, geborene Grünefeld, unterhalten. Hermann Grünefeld wird nächsten Monat 90. Er sagte mir, dass ein
Koller als Schweizer auf dem Rittergut gearbeitet hat und auf dem Tagelöhnerhof rechts das erste Haus auf dem Foto, gewohnt hat. Sein Hund hatte ihn damals
gebissen.
Siehe hier:
http://www.14641-bredow.de/hoefe/bilder/tage_03.jpg
Alle Bilder hier:
http://www.14641-bredow.de/hoefe/tageloehner.htm
Schweizer hießen die Melker in Deutschland, da sehr viele aus der Schweiz Zugewanderte als Melker gearbeitet haben. So wie ich herausgehört habe, sollen deine
Vorfahren aus der Schweiz gekommen seien?
Könntest du bitte noch einmal etwas genauer eure Familienverhältnisse beschreiben:
Deine Mutter war eine Frieda Meier, geborene Koller?
Deine Großeltern:
Johannes Koller
und Anna Koller, geborene Salzmann?
Der Bombenangriff traf damals Häuser in der Ringstraße. Betroffen waren die Familien Orthmann, Rohrdanz und Peltz und May. Du schreibst, dass damals das Haus
deiner Großeltern beschädigt wurde. Weißt du noch wo das stand. Vielleicht sind sie ja umgezogen?
Ein Foto findest du hier:
http://www.14641-bredow.de/hoefe/kuhlmey.htm
Ich bin jetzt dabei, eine ehemalige Bewohnerin der Ringstraße zu befragen, sowie eine andere Schwester und einen Bruder von Gerda Weber, geb. Grünefeld.
Hast du noch irgendwelche Unterlagen über Bredow oder Ahnenpässe deiner Eltern oder Großeltern?
Auf jeden Fall werde ich mich darum kümmern. Ich habe diese Suche gleich auf die erste Seite gesetzt und hoffe auf mehr Antworten.
Viele Grüße aus Bredow
Klaus-Peter
Anmerkung: Irgendwie passt das noch nicht zusammen.
Lieber Klaus Peter,
Vielen vielen Dank für deine Bemühungen. Mein Gott ist das Schade, dass meine Mutter nicht mehr lebt.
Sie hätte unglaubliche Freude an deiner Arbeit gehabt, weil Bredow zeitlebens ihre Heimat geblieben ist.
Mein Grossvater ist Johannes Koller (29.01.1878-11.10.1966) aus Teufen/Appenzell Ausserrhoden.
Meine Grossmutter ist Anna Salzmann-Koller (26.04.1891-12.06.1955) und stammte aus dem Kanton Bern.
Sie haben am 04.10.1924 geheiratet.
Meine Mutter Frieda Koller-Meier (25.11.1925-09.09.2004).
Ich war immer der Meinung, dass meine Mutter in Bredow geboren ist, nun habe ich aber ein Bild entdeckt, welches mich vermuten lässt, dass meine Grosseltern zu der Zeit
in Bernau gewohnt haben.
Wie auch immer, sie müssen spätestens 1928/1929 nach Bredow gezogen sein, denn die Kindheits- und Schulzeit-Erinnerungen (die guten mit Paul Ihde und die
schlechten mit Herrn Flemming) meiner Mutter spielten ausschliesslich in Bredow, bis Frühling 1944, dann kam sie mit einem von der Botschaft organisierten Transport in die
Schweiz.
Wo sie in Bredwo genau gewohnt hat weiss ich leider nicht, aber vielleicht kann ich das noch herausfinden.
Mein Grossvater war jedenfalls Obermelker auf dem Gut, zuletzt hat er aber anscheinend in Nauen in einer Bäckerei gearbeitet, die für die Wehrmacht produziert hat
(und wo er jeweils Brot für die polnischen Zwangsarbeiter geklaut haben soll).
Unter Höfe und Gebäude, Hof Kuhlmey schreibst du, dass am 06.10.1944 eine Luftmine auf Bredow niedergegangen ist.
Dann müsste es eine andere Mine mit geringerer Wirkung bereits früher gegeben haben. Meine Mutter hat jedenfalls nie von so gravierenden Schäden wie auf
deinem Bild gesprochen und am 6. Oktober 44 war sie ja bereits in der Schweiz.
Ihre Schilderung war: "Ich war gerade mit dem Fahrrad von Nauen nach Hause unterwegs und wurde von der Druckwelle ins Feld geschleudert. Beim Haus waren alle Scheiben
kaputt und Opa hat einen blutigen Kopf gehabt, weil im Dachziegel darauf gefallen sind. Und zwischen all den Scherben lag der Säugling in einem Wäschekorb, wie
durch ein Wunder, völlig unversehrt".
Von Todesopfern und total zerstörten Häusern hat sie aber nie gesprochen.
Nun aber noch etwas anderes. Kannst du Hermann Grünefeld bitte fragen ob er das ist, auf den beiliegenden Fotos.
Die junge Frau kenne ich. Sie hiess Erika Hotz (den Mädchennamen weiss ich leider nicht) und war in Bern/CH verheiratet.
Im Fotoalbum heisst es "Hermann auf Urlaub" und häufig sind die Grünefeld Schwestern mit auf dem Bild, weshalb ich annehme, dass es sich um ihren Bruder handelt.
Wobei ich von den Grünefelds nur die Gerda, die Jugendfreundin meiner Mutter, kennen gelernt habe.
Sie hat uns zuletzt im Sommer 1993 besucht.
Inzwischen herzliche Grüsse nach Bredow
Hanspeter
Johanna Wulkow gab mir die entscheidende Information, dass die Familie Koller zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Tagelöhnerhof, sondern im Pastorenhaus gewohnt
haben. Das lag natürlich näher dran. Der Grund des Umzuges ist jetzt auch einleuchtend. Die Wohnung auf dem Tagelöhnerhof war eine "Betriebswohnung". Mit
dem Wechsel der Arbeitsstelle musste er sie verlassen. Zu diesen Bombenangriffen kann ich noch Günter Grünefeld befragen. Er hat alle Daten dazu im Kopf.
Durch die Vermittlung von Ulla Wellnitz konnte ich eine alte Freundin seiner Mutter ausfindig machen und mit ihr telefonieren.
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