Bredow / Osthavelland - Wetter
(Stand: 16.03.2017)
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Voller Faszination habe ich diese Beiträge in alten Zeitungen gelesen, bis mir der Gedanke kam, alles einmal zusammenzufassen.
Hier ist nun diese interessante Sammlung verschiedener Wetterphänomene.
Der Winter begann schon am 2. October mit solcher Heftigkeit, daß die alten Obstbäume und Weinstöcke in Berlin und in der Mark
eingingen. (Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 99, 1879)
Der Spiritus im Thermometer fiel am 8. Januar 1709 auf 90 Grad Fahrenheit [das wären 32 Grad Celsius], was gleichbedeutend
mit 55 Grad Reaumur [das wären 68 Grad Celsius] sein würde, wenn nicht, wie anzunehmen, die Kältegrade damals auf einer
anderen Skala beruhten. [Welche Skala könnte es dann sein?] (Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 99, 1879)
Anno 1716 stieg die Kälte sogar auf 107 Grad (Fahrenheit) [damit würde es wärmer werden?].
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 99, 1879)
1729 waren Ende März noch die Straßen-(Zieh-) Brunnen Berlins eingefroren, während die Eisdecke des Müggelsees erst im April
zu weichen begann. (Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 99, 1879)
Nicht minder grimmig trat der Winter1731 auf: 100 Grad Fahrenheit in der Nacht zum 25. Januar. Es wird sogar berichtet, daß
der Wein bei Ertheilung des Abendmahls im Kelche gefror (?). (Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 99, 1879)
Die Herrschaft des Winters währte von Michaelis bis zum Juli; noch am 13. Juli hatten unsere Voreltern von Frost und Reif zu
leiden, und 102 Grad Fahrenheit waren, nach den Messungen obiger Gesellschaft, an der Tagesordnung. In den gewöhnlichen
Thermometern fiel der Spiritus bis in die Kugel und zersprengte die Instrumente; beim Läuten vernahm man durch die stark
verdichtete Luft nur einen dumpfen Glockenton; Wassertropfen und der aus einer Höhe von 20 Fuß ausgeworfene Speichel froren
zu Eis. Die Erdrinde war in der Umgegend von Lebus dermaßen gehärtet, daß man die Todten nicht bestatten konnte, während der
fette Boden der Altmark oft Spalten von mehreren Fuß in der Breite aufzeigte. Das Vieh ging noch Anfang Mai, ohne einzubrechen,
auf dem Eise; bei Prenzlau waren die Bäche und Gräben bis auf den Grund ausgefroren; die Eisdecke der Elbe hatte noch im März
eine Stärke von 2 Ellen und zwischen Spandau und Potsdam benutzte man im April die Eisdecke als Passage, während zu derselben
Zeit in Berlin die Straßen mit hohem Eise belegt waren. Erfroren doch noch am 10. Juni einem Bauer aus Salzwedel, der auf
einem nächtlichen Ritt nach dem Dorfe Bergen betrunken vom Pferde gefallen war, in jener Juninacht Hände und Füße!
Furchtbar litten unsere heimischen kleinen Vögel, während die Störche, wieder umkehrend, nach wärmeren Ländern zogen. Damals
konnte man erst gegen Ende August zur dürftigen Ernte schreiten; das Fuder Heu, sonst einen Thaler im Preise, stieg bis auf
20 Thaler, und die Lebensbedürfnisse erreichten eine bis dahin nicht gekannte Höhe.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 99, 1879)
Bredow. 30. Mai. Zu den Nachtheilen, welche die letzten Nachtfröste im Gefolge haben, kommt noch eine ganz neue Plage, die so
weit die ältesten Leute zurückdenken können, in hiesiger Gegend noch nicht vorgekommen ist. Millionen von Raupen haben die
Wiesen bedeckt und zernagen die Gräser und Kräuter. Unaufhaltsam drängt diese Schaar von Ungeziefer von Osten nach Westen vor,
indem sie vollständig todte Plätze hinter sich zurückläßt. Die von ihnen abgenagten Wiesen haben das kahle Grau des Winters
angenommen und es scheint in ihnen jegliches Leben erstorben.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 44, 1866, S. 175)
Nr. 54 Beilage
Frühe Ernten in Deutschland Einer alten Chronik zu Folge war im Jahr 1289 in einigen Gegenden von Deutschland der Winter so
warm, daß das Laub an den Bäumen blieb, bis das neue ausschlug. Im Januar blühten die Bäume und die Vögel fingen an zu brüten.
Im Februar blühte der Weinstock und es gab bereits reife Erdbeeren; es erfolgte eine gute Ernte. - Im Jahre 1397 hielt man
schon im Mai am Rhein die Ernte, und zu Pfingsten hatte man Brot von neuer Frucht. In den Jahren 1421 und 1540 kam der Sommer
sehr früh. Der Weinstock blühte im April, und um Johanni waren die Trauben reif. Im October des Jahres 1540 gab es zum zweiten
Mal Kirschen und frische Rosen; alle Bäume blühten im Herbst noch einmal und setzten Früchte an, die aber nicht reif wurden.
Im Jahre 1583 zierte man am Tage der heiligen drei Könige (9. Januar) die Altäre mit Blumen, die sonst erst nach Ostern zu
blühen anfangen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 54 Beilage, 1867)
[Anm. von mir: Im 18. Jahrhundert vermeldet die Chronk von Hohenprießnitz, daß in einem Jahre im Januar die Kirschen blühten
und im Mai geerntet wurden. In einem anderen Jahr war der Winter so stark, daß die Mulde bis auf den Grund zufror.]
(Chronik von Hohenprießnitz)
Mecklenburg. Am 23. 07.1867 gab es ein Hagelwetter. "Kleinere Thiere, selbst Hasen und Gänse, sind in Massen von
den schweren Schlossen erschlagen, während Pferde und Rinder in wilder Flucht durch die Felder gejagt sind. Auf einem Gute,
Luchin, sind 100 Gänse todt vom Felde gefahren."
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 60 Seite 238, 1867)
Sagan, 13. Juli. In dem Dorfe Schöneich hat der Häusler LEHFELD bereits am Johannistage (24. Juni) Brod aus Roggen
diesjähriger Ernte gebacken und mit seiner Familie verspeist. Die ältesten Leute erinnern sich eines solchen Falles nicht.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 56 Seite 326, 1868)
Stade (Hannover), 11. September. Als ein wunderbares Spiel der Natur, welches dieser abnorme Sommer hervorgebracht hat,
theile ich Ihnen mit, daß hier in Stade vor dem Hohen Thore, ein Pflaumenbaum zu gleicher Zeit reife Früchte und neue Blüten
trägt. …(September)
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 73 Seite 427, 1868)
Straßburg, 16. Februar: Bereits vorigen Sonntag hatten wir das Vergnügen, in diesem Jahr den ersten Storch in der Ruprechtsau
zu sehen; heute können wir nachtragen, daß sich dieselben schon in größerer Anzahl blicken lassen und bereits von ihren
Nestern wieder Besitz ergreifen. [Anm. 2017: In diesem Jahr auch Mitte Februar]
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 15, 1872)
Ueber abnorme Wintertemperaturen berichten alte Chroniken Folgendes:
1172 waren im Winter die Bäume neu belaubt und die Vögel fingen an, Nester zu bauen. 1289 gab es gar keinen Winter, und die
Temperaturen waren so frühlingsmäßig zu Weihnachten, daß die jungen Mädchen sich zu diesem Feste mit Veilchen schmückzen.
1341 standen die Bäume im März in Blüthe, im Mai gab es reife Kirschen. 1538 entfalteten die Gärten schon im December und im
Januar ihren vollen Blüthenschmuck. 1572 waren die Bäume im Februar grün, ebenso 1588. In den Jahren 1607, 1609, 1617 gab es
keinen Winter. 1659 gab es keinen Schnee und keinen Frost. 1722 brauchte man im Januar in Deutschland nicht mehr zu heizen und
blühten im Februar sämmtliche Bäume. Auch 1807 gab es fast gar keinen Winter. Noch in frischer Erinnerung sind die milden
Winter von 1834 und 1846. In Petersburg wurde 1780 das Neujahr bei 8 Grad Wärme gefeiert.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 7, 1873)
Nauen, 17. Mai: Heut Morgen herrschte hier das vollste Winterwetter. Schnee und Hagel wechselten mit einander ab, dabei pfiff
der Wind in äußerst unangenehmer Weise und jagte die Schlossen durch die Straßen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 38, 1874)
Nauen 8. September: In der Nacht vom Sonntag zum Montag hat sich, wie man der "Voss. Ztg." aus Stolpshof bei Nauen mittheilt,
der herannahende Winter dort in empfindlicher Weise angemeldet. Der Reif hatte am Montag früh die Wiesen mit einer weißen
Decke belegt und in den Gärten waren Gurken, Kürbisse, Balsaminen etc. zum größten Theile erfroren. Auch wird mitgetheilt,
daß in der Nacht vom 2. zum 3. d. M. Bohnen, Gurken, Kürbisse etc. in den Umgebungen Berlins vielfach durch Frost zerstört
worden sind.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 38, 1877)
Heute Vormittag (3. November) zogen die Störche in großen Schaaren über Berlin nach dem Süden. Wetterpropheten erblicken darin
das sicherste Zeichen, daß es mit den milden Herbsttagen vorbei war. [Anm.:Normalerweise ziehen sie Ende August]
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 85, 1877)
Linum. Frühling im December. Unsere Wiesen grünen wieder, Blumenduft etc. so möchte man jetzt singen, wenn man sieht, wie die
Wiesen beim Hoppedunk, zwischen Linum und Tietzow, sich gegenwärtig mit Frühlingsgrün bekleiden, und wie die Gänseblümchen zu
Tausenden ihre Blüthen entfaltet haben und den sie Betrachteten fast vergessen machen, daß wir in nächster Zeit Weihnachten
haben. (15.12.1877)
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 97, 1877)
Berlin. Als Naturmerkwürdigkeit wird aus der Provinz Posen mitgetheilt, daß dort noch fortwährend Veilchen blühen. Aus der
Nähe von Berlin wurden uns vor einigen Tagen Kornblumen und Stiefmütterchen gezeigt, die im Freien gepflückt worden waren.
(19.12.1877)
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 98, 1877)
Aus Steglitz wird mitgetheilt, daß seit einigen Tagen die Schwalben bereits wieder dort eingetroffen sind. (27.02.1878)
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 16, 1878)
Frankfurt a./O. Am 9. d.M. (Anm.: Juni), Nachmittags 5 ½ Uhr, entlud sich über unserem Frankfurt ein Gewitter mit orkanartigem
Sturm, Regen und Hagel, wie es seit vielen Jahren nicht vorkam. Der Sturm riß viele Dächer ein und wurden die schwersten
Zinkdächer straßenweit über die Dächer anderer Häuser hinweggeschleudert. Kandelaber sind umgerissen und Hunderte von Bäumen,
darunter welche 3 Fuß im Durchmesser, wurden theils wie Streichhölzer durchgebrochen, theils mit den Wurzeln ausgerissen.
Leider sollen auch Menschenleben zu beklagen sein. Die Straßen waren stellenweis fußhoch mit Wasser gefüllt.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 45, 1878)
Brandenburg. Am 15. Juni, Morgens zwischen 6 und 7 Uhr stand über dem Dorfe Krahne eine einzelne Gewitterwolke, der sich dann
kleinere Gewitterwolken in schnellerem Fluge aus Nordosten anschlossen. Jetzt erfolgte aus der größern Wolke ein einziger
starker Schlag; der Blitzstrahl fuhr auf den Pferdestall des Bauern C. HÜBNER hernieder, nahm seinen Weg durch die Zuglöcher
des Pferdestalles und zündete auf dem Häckselboden. Auf diesem stand die Häckselmaschine und diese mag die nöthige
Anziehungskraft auf den Blitz ausgeübt haben. Das entstandene Feuer ist zwar sofort wieder unterdrückt worden; doch ist der
electrische Funke von der Häckselkammer nach dem anliegenden Pferdestall gegangen und hat hier die vier prächtigen Pferde des
pp. HÜBNER getödtet. Man darf wohl annehmen, daß sich hier der Blitz von dem längst der Krippe aufgenagelten Eisenblech hat
leiten lassen; anderenfalls wären wohl nicht alle im Stall befindlichen Pferde getödtet worden, hätten nicht alle nach ein
und derselben Seite hin gelegen. In dem anliegenden Kuhstall war der pp. HÜBNER nebst seinem Knechte mit dem Ausmisten
beschäftigt; diese hatte der furchtbare Schlag derartig betäubt, daß erst nach Verlauf von zehn Minuten die Besinnung
zurückkehrte.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 47, 1878)
Im sächsischen Erzgebirge ist schon Mitte August der erste Schnee gefallen. Auch andere Anzeichen lassen darauf schließen, daß
wir dieses Mal einen frühen Winter zu erwarten haben.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 68, 1878)
Nr. 69 Ungarn. Die schöne und reiche Stadt Miskolz ist durch einen Wolkenbruch, der um 2 Uhr Nachts anfing und in
Begleitung eines furchtbaren Orkans volle 3 Stunden wüthete, zur Hälfte zerstört worden, und über 400 Menschenleben gingen
verloren. Tausende vermochten nichts als das nackte Leben zu retten. Die Noth ist unbeschreiblich. Das Militair allein verlor
einen Offizier und 40 Mann.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 69, 1878)
In Straßburg ist am 30. October der erste Schnee gefallen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 86, 1878)
Schneefall am 18.April. [Anm.: Das habe ich auch schon am 1. Mai erlebt.]
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 31, 1879)
Schneefall 28. April in Berlin, bei Angermünde lag der Schnee zolldick.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 35, 1879)
München, 11. Juli (Schwalben im Juli erfroren.) Die seit langer Zeit regnerische, kühle Witterung war heute hier so
empfindlich, das mehrere Läden geheizt werden mußten. In Landshut wurden am letzten Sonntag junge Schwalben erfroren
gefunden. Aus allen Gebirgsgegenden werden Meldungen über Schneefälle im Hochgebirge gemacht.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 56 Beilage, 1879)
Mitten im Juli gab es Schneefall, nicht nur in einigen süddeutschen Bergdistricten, sondern auch in der Mark Brandenburg.
In Freienwalde a.O., in Oderberg und an anderen Orten hat es zwischen Gewitter und schweren Regengüssen geschneit.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 57, 1879)
Neu-Ruppin. Eine gegenwärtig sehr seltene Naturerscheinung ist in dem Garten des Kaufmanns
BAUMGARTEN zu sehen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 65, 1879)
Dort steht ein reichlich mit Früchten beladener Kirschbaum, welcher trotz der kühlen Witterung jetzt neue Blüthen treibt.
Letztere sind bereits vollständig entwickelt, haben indessen unter dem heftigen Winde so zu leiden, daß an ein Reifen der
jungen Frucht nicht zu denken ist. (06.09.1879)
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 38, 1879)
Nauen. (Sommerhitze.) Die glühende Julisonne, die seit einigen Tagen auf uns herabbrennt, die Bessersituirten in hellen
Haufen in die Bäder treibt, die Aermeren aber zu allerlei Ausgaben für erfrischende Getränke, als da sind: Weißbier,
Kohlensaurer etc., zwingt, veranlaßt uns zu der Aufzählung der in Europa beobachteten heißesten Sommer. Die uns zu Gebote
stehende Litteratur führt uns über 1200 Jahre zurück, und zwar bis auf das Jahr 658, in dem in Folge der anhaltenden Hitze
die Quellen Frankreichs versiegten. Im Jahre 889 fielen bei Worms die Feldarbeiter nieder und im Jahre 1000 trockneten
Deutschlands Quellen und Flüsse aus, so daß die Fische verfaulten und eine Pest verursachten. 1132 lag das Bett des Rheins
im Elsaß trocken, es spaltete sich die Erde, und Flüsse und Quellen verschwanden. Außergewöhnlich heiße Sommer sollen dann
1156 in Italien, 1171, 1260, 1276 und 1277 in Deutschland beobachtet worden sein. 1303 und 1304 lagen die Loire, de Rhein,
die Seine und die Donau trocken. 1474 trocknete die Donau in Ungarn aus und der Erdboden war glühend heiß. 1556 versiegten
die Quellen, 1616 verbreitete sich die Trockenheit über ganz Europa und 1652 herrschte in Schottland eine Trockenheit, wie
man sich solcher bis dahin nicht erinnern konnte. 1701-3 hatten wieder glühende Sommer, 1718 fiel 5 Monate kein Tropfen Regen
und wurden in Paris aus Gesundheitsrücksichten die Theater geschlossen, die Fruchtbäume blühten mehrere Male. Nach 14jähriger
Pause wird dann sowieder 1732 starke Hitze und Trockenheit verzeichnet, 1751 und 1753 stieg das Thermometer bis auf 37 und 38.
1802 herrschte in Paris die größte Hitze, die seit Erfindung des Thermometers beobachtet wurde. Es finden sich dann noch 1817,
1818 und 1835 sehr heiße Sommer verzeichnet, 1846 war in Paris eine Hitze, die im Schatten bis auf 36 Grad und in der Sonne
oder an geschützten Orten bis auf 40 Grad stieg; und dabei hatten die Pariser nicht mal Weißbier.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 57, 1881)
Am 02.01. 9 Uhr wurde in Barnewitz ein Storch gesichtet.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 3, 1882)
Nordhausen. 3. Januar. Der jetzige Winter verdient kaum seinen Namen wegen seiner gelinden Witterung und gestern
und heute weht der Südwest so lind, wie selten im Mai. Es ist deshalb nicht zu verwundern, daß die Maikäfer und Schmetterlinge
vorwitzig zum Vorschein kommen. Heute früh wurde sogar das auf der Rabatte am Kriegerdenkmal in diesem Winter neu gewachsene
Gras, welches die Höhe einer Spanne erreicht hatte, mit der Sense abgehauen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 3, 1882)
Kottbus. Die Stare sind wieder da! Ein hiesiger Eisenbahnbeamter hat diese munteren Vögel seit dem 10. d. M. [Januar]
täglich in größeren Schaaren gesehen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 5, 1882)
Im Süden von London scheint, wie von dort berichtet wird, der Frühling bereits eingekehrt zu sein. Der
Löwenzahn blüht, die wilden Rosen und Fliedersträuche setzen Blätter an und am ersten Tage des neuen Jahres konnten
Butterblumen, weiße Nesseln und andere Feldblumen in voller Blüte gesehen werden, so daß bis jetzt von einem Winter nicht die
Rede sein konnte. In den Gehölzen lassen sich Buchfinken, Lerchen und Drosseln hören. Die ältesten Leute können sich nicht
eines solch' warmen Januars erinnern.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 9 Beilage, 1882)
Nauen. Eine wahre Ironie der Jahreszeit muß man es nennen, wenn sich im Januar auf freier Wiesenflur ein Schmetterling seines
Lebens freut. Als Curiosum wurde uns der seltsame Schwärmer überliefert. Bei der jetzigen Witterung dürfte es uns allerdings
nicht Wunder nehmen, wenn in nächster Zeit auch die Pflanzenwelt plötzlich vorzeitig im Frühlingskleide erschien.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 2 Beilage, 1883)
24. Februar. Die ersten Stare sind da.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 16 Beilage, 1883)
24. März: Spandau. Das Frostwetter der letzten Tage hat uns wieder vollständig in den Winter zurückversetzt. Die Oberhavel
ist fast ganz wieder mit Eis bedeckt, der Tegeler See ist zugefroren und müssen die Fischer sich überall erst durcheisen.
Die Schwäne, welche schon theilweise nach ihren alten Lieblingsplätzen zurückgekehrt sind, sind dort eingefroren und müssen
nun, da bei der Schwäche des Eises Niemand zu ihnen heran kann, hungern. Am Sonnabend ist ein Mann von Gatow nach Schildhorn
über das Eis der Havel gegangen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 24 Beilage, 1883)
31. März: Einen abnormen Winter, wie wir ihn dies Jahr haben, erlebte man vor genau 100 Jahren, also 1783. Da währte die Kälte
bis tief hinein in den Frühling und am 16. April fuhr man noch flott Schlitten, eine Hochzeitsgesellschaft passirte am
genannten Tage noch ohne Gefahr die fest zugefrorne Elbe mit ihren Schlitten. Dann aber kam ein herrlicher Frühling und mit
ihm so fruchtbare Witterung, daß dies Jahr zu den fruchtbarsten zählt, die existirten; namentlich ward es auch ein berühmtes
Weinjahr.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 25 Beilage, 1883)
Am 22. März in Mallwischken minus 15 Grad.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 25 Beilage, 1883)
Halberstadt, 11. Mai. Der erste der drei gestrengen und gefürchteten Herren des Wonnemonats, "Mamertus", hat seine ganze
Macht entfaltet. Dem gestrigen herrlichen Frühlingswetter folgte am Abend ein mäßiger Regen, welcher während der Nacht,
von einem heftigen Sturm begleitet, immer stärker und gegen Morgen schließlich zu dem stärksten Schneefall und Schneetreiben
wurde, welches heute Morgen bis gegen 10 Uhr in heftigster Weise tobte. Die eben mit zartem, frischem, grünem Blätterschmuck
bedeckten Bäume und Sträucher sind mit Schneemassen überzogen und machen einen eigenartigen wehmüthigen Eindruck. Unter den
Bäumen liegen viele abgeschlagene Blätter und junge Zweige. Die Vogelnester sind zerstört und gewiß hat auch mancher fröhliche
Sänger leider sein Leben eingebüßt. Die Harzberge sind bis in die Ebene vollständig in Schnee gehüllt, so daß die Wege in den
Thälern, namentlich zum Altvater "Brocken", leider voraussichtlich auf einige Zeit unpassirbar sein werden. Das Thermometer
ist von 17 auf 1 Grad gefallen.
(Osthavelländisches Kreisblatt Nr. 38 Beilage, 1883)
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