Arbeiters war nicht durch das Krankengeld gesichert. Verdiente zum Beispiel ein Arbeiter am Tag 2 DM, so erhielt er als
Krankengeld 1 DM. Der Lohnausgleich entfiel völlig. Am Jahresende erhielt jede Familie Kartoffeln, Roggen, Weizen, Gemenge
und Brennmaterial als Deputat, außerdem bekam sie noch täglich 1 1/2 l Milch.
Die Unterkunft der Gutsarbeiter war auch sehr unterschiedlich. So stehen heute beispielsweise noch die "Tagelöhnerhäuser", die
früher zum Gut gehörten. Sie sind zwar seit 1931 schon oft renoviert worden, lassen aber trotzdem noch deutlich die
Lebensbedingungen erkennen, unter denen die Arbeiter damals wohnten und lebten. Die Wohnungen bestehen größtenteils nur aus
zwei kleinen Zimmern, einer Küche und einer Kammer.
Frau
Liepe, die Gründerin der LPG Bredow und damalige Gutsarbeiterin, bewohnte
selbst einmal mit ihrem Mann solch eine Wohnung. Als ein Schornstein, der durch ihre Wohnung lief, ständig ihre Zimmer
verräucherte, beschwerte sie sich. Und als die jahrelang versprochene Reparatur ausblieb, und als man ihr auch keine neue
Wohnung nachweisen konnte, verließ sie für einige Jahre Bredow und siedelte in die Stadt über.
Die ständig steigende Ausbeutung der Gutsarbeiter hatte nie eine Lohnerhöhung zur Folge. Es ist daher zu verstehen, daß die
Arbeiter immer unzufriedener wurden und sich überlegten, wie sie selbst dazu beitragen könnten, ihre Lage zu verbessern. Da
sich der Gutsbesitzer selbst nicht um die Lage seiner Arbeiter kümmerte, und die Betreuung seinem Inspektor überließ,
versuchten die Arbeiter nicht mit dem Gutsbesitzer, sondern mit dem Inspektor über eine eventuelle Lohnerhöhung zu verhandeln.
Doch dieser Inspektor, der bei vielen Arbeitern verhaßt war, dachte nicht daran, das Los der Arbeiter zu erleichtern. Durch
die Verständnislosigkeit des Inspektors und durch seine schroffe Abweisung ihrer so lebensnotwendigen Anliegen wurden die
Gutsarbeiter immer verbitterter. Sie sahen aus ihrer ...